Christiane Hammer: Ganzheitlich beten lernen

Christiane Hammer ist Leiterin und Missionarin im Gebetshaus Augsburg, wo sie seit 2013 mitwirkt. Rebecca Krämer spricht mit ihr sowohl über ihr Buch «Ganzheitlich Gebet» als auch über das Buch von Pete Greig «Einfach Gott hören». Pete Greig ist Initiator der internationalen Gebetsbewegung 24/7.

Rebecca Krämer: Du bist Gebetshaus-Missionarin. Erzähl mal: Hat sich dein Gebetsleben mit der Zeit verändert? Wie sah das mit dem Beten vor deiner Zeit im Gebetshaus aus?

Christiane Hammer: Ich bin schon seit 2005 in der Gebetsbewegung. Bevor ich mit dem ganzen Thema in Berührung kam, dieses «Es geht um viel mehr als nur um beantwortete Gebete, wenn ich gerade Probleme hab», kannte ich Gebet von alten Menschen. Meine Oma war eine Beterin, hat mit Kopftuch gebetet und kam aus dem Pietismus. Das war eher sehr schwer und langweilig für einen jungen Menschen. Ich hab Gebet vor allem mit alten Menschen verbunden, oder wenn ich etwas brauche. Aber ich hatte diese Dimension von «Gott sehnt sich einfach nach Beziehung» nicht. Eigentlich ist Gebet nichts anderes, als dass wir mit Gott Gemeinschaft haben – mit ihm reden, zuhören und ihn reden lassen. Das kannte ich davor nicht und das hat mein Gebetsleben revolutioniert, weil das natürlich Spaß macht. Es ist ein Dialog und nicht langweilig. Es geht nicht nur um Krisen, sondern es ist so, wie wenn man mit einem Freund redet. Mit dem hast du auch nicht nur Gemeinschaft, wenn es brennt, sondern ihr könnt auch mal still nebeneinander sitzen. Es gibt einen bunten Blumenstrauß von Formen von Miteinander.

Wie würdest du sagen, hat sich das verändert?

Ich hatte eine persönliche Begegnung mit Gott, bei der ich einen Ort gesehen habe, wo rund um die Uhr gebetet und angebetet wurde. Dort waren Leute, die Musik gemacht haben und gebetet haben. Ich hatte keine Ahnung, was ich dort gesehen hatte. Ich kannte damals noch keine Gebetshäuser. Ich wusste nur, es hat etwas mit meinem Leben zu tun. Und dann hab ich mich Stück für Stück auf den Weg gemacht. Ich habe über meine Gemeinde in Karlsruhe, wo ich herkomme, Impulse darüber gehört, dass Jesus ein Liebhaber ist. Dass es um mehr geht als nur um meine Errettung und ein «Ich komme irgendwann in den Himmel». Sondern dass Gott wirklich an meinem Leben jetzt und hier interessiert ist und Teil haben möchte. Und dass er sich daran interessiert, dass ich teilhabe an dem, was ihn beschäftigt. So hat sich das entwickelt. Ich habe wirklich Hunger gehabt und gedacht, dass es mehr geben muss, als das, was ich sehe. Es musste mehr geben als nur Problemlösung.

Es haben dich andere Leute dazu inspiriert, die das so leben?

Auf jeden Fall. Ja.

Das Buch von Pete Greig heißt «Einfach Gott hören». Denkst du, es ist wirklich einfach, Gott zu hören?

Das finde ich eine sehr gute Frage. Ich glaube ja und nein. Wenn ich zugedröhnt bin mit meinen Alltagssorgen und mich hauptsächlich fokussiere auf das, was ich tun und sehen kann, und mich beschäftige mit den Dingen, die schwierig sind und wie ich es lösen kann, dann kann es tatsächlich manchmal schwierig sein, Gott zu hören. Dann habe ich einen Tunnelblick mit Scheuklappen, wie bei Pferden, die rechts und links nichts sehen. Dann denke ich, ich muss da einfach irgendwie durch. Viele Christen denken auch, man muss einfach durch das Leben durch. Man muss durch die Wüste gehen und irgendwann bin ich bei Gott und alles ist gut. Dann denken wir aber gar nicht darüber nach, dass Gott und Gemeinschaft mit Gott im Alltagsleben passiert. Es ist wesentlich unspektakulärer, als wir uns das oft vorstellen. Wir denken, Gott spricht mit einem Mikrofon irgendwo aus dem Off. Die Wahrheit ist, glaube ich, dass es oft sehr simpel, ruhiger und unaufgeregter ist. Dafür muss ich auch durchatmen und ich brauche tatsächlich bisschen Zeit. Wenn ich innerlich im Unfrieden und nur auf 180 bin, dann ist es schwierig. Aber es liegt wahrscheinlich nicht daran, dass Gott nicht reden möchte und dass wir es nicht hören wollen. Es ist wie, wenn du Radio hörst. Radio ist immer an, aber wenn du nicht getuned bist auf die richtige Frequenz, dann hörst du nur rauschen. So stell ich mir das vor. Man muss die Frequenz finden, sich Zeit nehmen und lernen, etwas zu hören. [...]

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