Mahalia Jackson – Eine Stimme der Bürgerrechtsbewegung
Vor 50 Jahren starb Mahalia Jackson. Mit ihrem Gesang und großer Gastfreundschaft versuchte sie, die Mauer aus Hass und Furcht zu überwinden. Ein Auszug aus dem Buch «Pioniere und Propheten» von Roland Werner und Nehlsen (Hrsg.).
«Gospel ist Hoffnung. Wenn du Gospel singst, hast du das Gefühl, es gibt eine Medizin für das, was falsch läuft.»
„Rote Bohnen und Reis! Du kochst so gut, wie du singen kannst!“ Ihr Haus war offen für alle, die kommen wollten. Beides, Mahalias Gastfreundschaft und Mahalias Lieder, kam aus tiefstem Herzen. Sie wusste, was es heißt, allein zu sein, arm zu sein, unterdrückt zu sein. Und deshalb sang sie. Denn bei diesem Gott, von dem diese Lieder handelten, gab es Freiheit, gab es Medizin, gab es „Vitamine für die Seele“.
Als Enkelin von Sklaven wusste sie, dass die Freiheit, von der sie sang, größer war als die Begrenzungen dieser Welt. „Ich habe die Hoffnung, dass mein Gesang einen Teil der Mauer aus Hass und Furcht niederbrechen wird, die weiße und schwarze Menschen in diesem Land trennt.“ Ganz praktisch half sie mit unzähligen Stipendien mittellosen Studentinnen über diese gesellschaftlichen Mauern hinweg.
Als sie ihr neues Haus bezog, gab es Proteste – und Schüsse. Bisher wohnten nur Weiße in diesem Teil Chicagos. Aber dieser „Upper Room“, in dem sie sich zu Füßen Jesu setzte, kennt kein „Nur für Weiße“-Türschild. Mahalia Jacksons Stimme wurde eine Stimme der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Beim Busboykott in Montgomery war sie ebenso zu hören wie beim „March on Washington“. Als Martin Luther King seine Rede zur Situation der Afroamerikaner hielt, rief sie ihm zu: „Erzähl ihnen von dem Traum, Martin!“
Daraufhin legte er das Skript zur Seite. Sein Berater und Redenschreiber flüsterte: „Gleich wird das zum Gottesdienst!“ Und Martin Luther King sprach die heute berühmten Worte: „Ich habe einen Traum …“

Die ehemalige Reinigungskraft und Wäscherin sang vor Präsidenten und den Koryphäen der damaligen Musikwelt genauso wie in Gefängnissen, Krankenhäusern und Evangelisationen. Immer war ihr Gesang ein Gottesdienst. „Ich singe Gospel, nicht Jazz oder Blues.“ Dabei meinte sie den Inhalt, nicht den Stil. Von nicht wenigen Kirchen wurde ihr vorgeworfen, ihre Musik sei Jazz, denn sie habe Rhythmus. Auf dem Jazzfestival in Montreux sang Mahalia erst, als sie als Gospelsängerin auftreten durfte.
Was sie sang, wollte sie aus vollem Herzen singen, und da war eben nur Platz für das Evangelium, das sie manches Mal aber auch als „Rote Bohnen und Reis“ servierte.
Der Text wurde verfasst von Markus Lägel:
Markus Lägel ist Theologe und Gemeindepädagoge. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.