«Gutes Bier braucht Zeit – nicht nur beim Zapfen und beim Genießen, sondern vor allem bei der Herstellung und beim Reifen.» Konstantin Mascher schließt vom Bierbrauen auf die Selbsterkenntis und zählt Zutaten auf, die Männern das Leben schmackhaft machen. Ein Auszug aus dem Buch «MASS HALTEN».

Aller guter Anfang heißt, sich Zeit zu nehmen und zu fragen: «Welchen Geschmack soll mein Bier am Ende haben? Eher malzig-süffig? Oder lieber schlank-herb, kaffeeschwarz oder mandarinen-orange? Soll es obergärig oder untergärig sein?» Diese und weitere Fragen müssen geklärt werden. Das Ziel muss vor Augen sein, und diesem Ziel nachgeordnet suche oder erstelle ich ein passendes Rezept. Eine kurze Inventur der vorhandenen Zutaten zeigt mir, welche Rohstoffe für einen runden Geschmack zur Verfügung stehen und welche noch fehlen.

Analog zum Bierbrauen ist es mit dem Mann-Sein nicht anders – auch wenn es dafür kein simples Rezept und keine vier einfachen Zutaten gibt. An der Fragestellung ändert sich trotzdem nichts:

In welche Richtung soll sich der «Geschmack» meines Lebens entwickeln?

Was gibt meinem Leben die Fülle, das Aroma und die Spritzigkeit? Welche Zutaten bestimmen in diesen Monaten gerade den Geschmack meines Lebens, und welche brauche bzw. wünsche ich darüber hinaus? Wo will ich im Leben ankommen? 

Ein gutes Maß wird von vielen unterschiedlichen Zutaten bestimmt, die je nach Mann ganz unterschiedlich sein können. Jeder Mann muss sein eigenes Maß finden, und jeder Mann entwickelt mit und zu seiner Zeit einen eigenen Geschmack. Maßhalten ist eine Kunst – Maßlosigkeit aber verdirbt den guten Geschmack.

In dem Wissen, dass es (fast) unendlich viele Zutaten gibt, soll die folgende Zusammenstellung eine beispielhafte Anregung sein.

Arbeit

Bei vielen Männern nimmt die «Arbeit», ähnlich wie das Wasser als Hauptbestandteil beim Bierbrauen, einen wesentlichen Teil ein. Das ist im Prinzip auch nicht schlecht, doch wie schaut es mit den anderen Zutaten aus? Ohne die deutlich geringeren Anteile an Malz, Hopfen und Hefe schmeckt das Bier nur unzulänglich. Haben die anderen Zutaten des Lebens im eigenen Lebens-Maß noch genug Platz? Denn diesen Platz gibt es nur einmal. Es liegt an uns, ihn sinnvoll zu vergeben.

Ehe und Kinder

Wie ist es um meine Ehe bestellt? Ist sie nur noch am Funktionieren, oder haben Überraschungen, Spannung, Abwechslung und Erotik einen spielerischen und fruchtbaren Platz? Wie ist die Beziehung zu meinen Kindern? Bin ich als Vater ein prägender Teil ihres Lebens, oder habe ich den Draht zu ihnen verloren? Falls ich Großvater bin, wie gestalte ich diese «Zutat»?

Freundschaften

Der bekannte Drehbuchautor des Filmes «Der Pate», Mario Puzo, schreibt: «Selbst der stärkste Mann braucht Freunde.» Wir brauchen Gefährten, die uns verstehen, ermutigen, hinterfragen und mit uns die zweite Meile gehen. Wie steht es um meine Freundschaft zu anderen Männern? Nehme ich mir die nötige Zeit, um sie zu pflegen und sie zu leben?

Muße und Stille

Wie ist es um meine freie Zeit bestellt, in der ich bei mir bin und in der ich zweckfrei eigenen Interessen nachgehen kann? Wie ist es um die Zeiten bestellt, in denen keiner etwas von mir will und in die ich nicht hineinflüchte, sondern die ganz mir zur Verfügung stehen? Zur Muße gehört die Fähigkeit zum Genießen. Das kann Lesen, Bierbrauen, Joggen oder Spazierengehen sein. Oder ein langer Abend am Lagerfeuer – mit einer Pfeife in der einen Hand und einem guten Single-Malt-Whisky in der andern. Am besten etwas, in das ich mich ganz verliere, weil ich Zeit und Raum vergesse!

Leidenschaft

Als Männer brauchen wir etwas, in das wir uns ganz hineingeben können. Etwas, das wir mit ganzer Leidenschaft machen und das mich auch etwas kosten darf. Wofür brenne ich? Gibt es irgendetwas, das in mir zündet, oder bin ich schon verbrannt?

Bruchstellen

In Beziehungen zu leben heißt auch, verletzt zu werden – sei es in der Kindheit, durch die eigenen Eltern, durch fiese Klassenkameraden, demütigende Berufserfahrungen oder Schicksalsschläge. Sie schlagen eine Kerbe in unser Männerherz und gehören zu jedem Leben dazu. Es bleibt eine Kunst, sie anzunehmen und ihnen einen angemessenen Raum zu geben. Wie gehe ich mit dieser eher unangenehmen Zutat um? Darf sie sein, oder verdränge ich sie lieber?

Glauben

Ohne Sinn ist das Leben sinnlos. An was oder wen mache ich mein Herz fest? Ist der Glaube an Jesus Christus eine lebendige und lebenstragende Zutat in meinem Leben? Oder siecht mein Glaube so dahin und macht sich nur noch an äußeren Veranstaltungen fest?

Die Zutaten und deren Kombinationen sind derart unendlich und vielfältig, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann. Deshalb: Erweitere deine eigene Zutatenliste nach Belieben. Und sei vor allem eins: kreativ! Die obige Aufstellung ist der Startpunkt für alles Weitere.

(Auszug aus «MASS HALTEN» von Konstantin Mascher, S.18–20)

Passend zum Buch gibt es das Tagebuch «Mein Bier», um den Reifeprozess schriftlich zu begleiten:

Rezept «Red Ale»

Menge: 20 Liter I Stammwürze: 12 %

Hefe: SafAle S-04 oder andere obergärige Hefe für Ale

MALZ

MAISCHE

HOPFEN

Als Anfänger hält man sich bei den ersten Versuchen lieber an die Angaben.